Wegbeschreibung Donnerstag, 29.08.1996 | Länge | |
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Kinvarra → Owenbristy → Ardrahan → Loughrea → Ballydavid → Gortymadden → Drumatober → Killimore → Eyrecourt → Rooaun → Banagher → Cloghan → Blue Ball → Screggan → Tullamore → Ballinagar → Daingean → Rathvilla → Ballyfore → Killane → Edenderry | 165km | |
Σ | 1724km |
Heute morgen gab es wieder einen erfreulichen Anblick: Ceibheen, die hübsche Tochter des Hauses, hatte trotz Geburtstag Frühdienst. Wir Gäste bedienten sie, so gut wir konnten. Anschließend packte ich meinen Kram zusammen und lud ihn aufs Rad.
Punkt 10 Uhr ging es los. Ich hatte in ca. 100km Entfernung (aufaddierte Entfernungsangaben auf der Karte) ein Hostel in Edenderry entdeckt, daß ich als Tagesziel anvisierte. In Ardrahan hielt ich kurz an, um per Telephon ein Bett zu reservieren. Auf die Frage, wann ich eintreffen würde, meinte ich, daß ich bis 18 Uhr auf jeden Fall da sein werde (da müßte ich ja nur 12,5km pro Stunde fahren, normalerweise schaffe ich ca. 15km, bei Berücksichtigung aller Pausen).
Ich versuchte, so weit wie möglich auf Nebenstraßen zu fahren, aber ganz ließen sich die Hauptstraßen nicht vermeiden, ich wollte ja auch keine allzu großen Umwege fahren. Bis auf das Stück von Loughrea bis kurz vor Ballydavid gelang mir das auch. In relativ flotter Fahrt fuhr ich bis Banagher, wo ich die erste größere Pause einlegte.
Beim Kartenstudium während dieser Pause fiel mir auf, daß ich irgendwie noch zu weit vom Ziel entfernt war. Bei genauerer Überprüfung stellte ich fest, daß ich die aufsummierten Zahlen falsch interpretiert hatte, das waren Meilen, und nicht, wie ich es angenommen hatte, Kilometer. Ich beschloß, trotzdem weiter bis Edenderry zu radeln und schlimmstenfalls, wenn ich nicht mehr könnte, ein B&B aufzusuchen.
Von Cloghan bis Blue Ball folgte ich einer Straße, die laut Karte landschaftlich besonders schön sein sollte. Ich fand das aber nicht - links und rechts Moor, in dem maschinell Torf abgebaut wird. Und die Straße führte direkt auf ein riesiges Torf-Elektrizitätswerk zu.
In Tullamore legte ich nochmal eine Pause ein. Während ich auf einer Parkbank Bananen und Milch verzehrte, setzte sich ein älterer Mann zu mir und fragte mich über meine Tour aus. Nach etwa einer halben Stunde nahm ich die letzten knapp 40 Kilometer in Angriff.
Als ich in Edenderry ankam, ging ich als erstes in den Supermarkt zum Einkaufen, ich wußte ja nicht, wie lange noch offen sein würde - es war bereits kurz vor 18 Uhr. Der Verkäufer konnte mir dann auch noch sagen, wo ich das Hostel finden würde. Um 18:05 Uhr traf ich dort ein, und mein Bett war noch nicht vergeben, obwohl es nur bis 18 Uhr reserviert war (das Hostel war aber so gut wie leer, ich bekam sogar ein Zimmer für mich).
Nach dem Abladen mußte ich mich erstmal in der Küche hinsetzen und ausruhen, die Etappe war extrem anstrengend gewesen - es war die längste Strecke, die ich je an einem Tag gefahren war. Und das auch noch mit ziemlich hoher Geschwindigkeit (für mich zumindest sind 20km/h eine ziemlich hohe Reisegeschwindigkeit über eine solche Strecke!).
Zwei Deutsche, die mit dem Auto unterwegs waren, fuhren nochmal einkaufen, und ich beauftragte sie, Eier mitzubringen, die ich vergessen hatte - ich hätte, glaube ich, nicht nochmal aufs Rad steigen können. Als die zwei zurück waren, kochte ich mir eine Riesen-Portion Schinken-Nudel mit Ei.
Nach dem Essen bat mich die Besitzerin des Hostels, einen Fragebogen auszufüllen (von wo sind sie heute gekommen, welches Verkehrsmittel benutzen sie usw.). Ich füllte das wahrheitsgemäß aus und warf den Bogen in die Box. Etwas später kam die Besitzerin zu mir und fragte nochmal nach, ob ich wirklich mit dem Fahrrad von Kinvarra an einem Tag gefahren war - sie konnte das nicht glauben. Nachdem ich ihr das bestätigt hatte, fiel ich nur noch ins Bett und schlief sofort ein.