Irland - Tour 1996 - Tag 12

Glanmore Lake → Black Valley

Wegbeschreibung Mittwoch, 14.08.1996Länge
Glanmore Lake → Lauragh → Bunaw → Ardea → Coornacillagh → Kenmare → Molls Gap → Black Valley58km
Σ791km

Bei Sonnenschein fuhr ich heute um 9 Uhr in den kühlen Morgen. Bis zur Kreuzung bei Derreen hatte ich bereits meine Beerendose mit Brombeeren gefüllt, so daß die Fahrt ab da etwas flotter ging. Kurz vor Kenmare entdeckte ich an der Böschung neben der Straße eine ganze Ansammlung von trichterförmigen, sehr eng gesponnenen Spinnennetzen, die jeweils in einem Mauseloch zu enden schienen. Ich weiß bis heute nicht, was für Viecher die gebaut haben, denn die Besitzer dieser Trichter ließen sich leider nicht sehen.

In Kenmare ging es wieder recht turbulent zu - hier trifft man auf die Touristenströme, die um den Ring of Kerry fahren. Ich stürzte mich ins Gewühl, fand einen Supermarkt und besorgte Lebensmittel für die nächsten paar Tage - im Black Valley, wo ich 2 oder 3 Tage bleiben wollte, gibt es keine Geschäfte. Ich guckte noch kurz durch den Wochenmarkt, wo auch viel Trödel im Angebot war. Dann verließ ich fluchtartig die Touristenmassen.

Jetzt ging es an die lange, aber nicht sehr steile Auffahrt zum Molls Gap. Inzwischen war es auch schon ziemlich heiß geworden. Vor und hinter mir konnte ich eine ganze Reihe Radler sehen, insbesondere eine Radlerin dicht vor mir, die etwas unsicher zu fahren schien. Als ich sie fast eingeholt hatte, kippte sie plötzlich nach links auf die Grasböschung um und blieb regungslos liegen.

Ich hielt sofort an, stellte mein Rad zur Absicherung quer auf die Fahrbahn (die roten Ortlieb-Taschen dienen auch als "Warndreieck") und lief zu ihr. Gottseidank hatte sie noch Puls und atmete auch noch, sie war aber knallrot und hatte eine sehr heiße Stirn. Mit meiner Wasserflasche kühlte ich sie und gab ihr auch was zu trinken. Daraufhin wollte sie aufstehen, um weiterzuradeln, was ihr aber nicht gelang.

Mittlerweile hatten andere Radler die Absicherung ausgebaut, ein Autofahrer hatte seinen Verbandskasten dagelassen - er hatte es eilig, wollte aber doch geholfen haben. Ein weiterer Radler kam von oben den Berg runter und hielt an, als er uns sah: er ist Arzt und übernahm die weitere Behandlung. Er stellte die massive Dehydrierung fest, die Frau gab zu, seit dem gestrigen Mittag gerade mal noch eine Tasse Kaffee (der ja durch das Koffein eher eine dehydrierende Wirkung hat) getrunken zu haben. Sie hatte noch nicht einmal eine Wasserflasche dabei - sie sei beim Radeln nie durstig gewesen.

Ein Pickup-Fahrer hielt an und fragte, ob er helfen könne. Wir verluden die Frau, ihr Rad und das des Arztes auf die Ladefläche. Dann brachte er den Arzt und die Frau in eine Arztpraxis in Kenmare. Wir Helfer unterhielten uns noch eine Weile über den Unsinn, zu wenig zu trinken, tranken noch etwas Wasser und machten uns wieder auf unseren Weg.

Schon auf der restlichen Auffahrt zerbröselte die Gruppe etwas, wegen der unterschiedlichen Fahrgeschwindigkeiten. Oben am Paß löste sich die Gruppe dann ganz auf, ein Teil machte erstmal Rast, ein Teil fuhr Richtung Sneem und einer Richtung Killarney weiter. Ich legte mich erstmal auf einem Felsen in die Sonne, bevor ich nach einer kleinen Bananenbrotzeit die dritte Abfahrtsmöglichkeit vom Molls Gap ins Black Valley nahm.

Kurz nach der Abzweigung stand ein Camping-Caravan quer - halb auf der Straße und halb im Graben. Ich bot meine Hilfe beim Rausschieben an, was aber dankend abgelehnt wurde. Also zwängte ich mich zwischen Auto und Böschung durch und fuhr gemütlich weiter runter ins Tal. An einem schönen, allerdings kleinen Wasserfall des Owenreagh machte ich nochmal kurz Pause, bevor ich die letzten Kilometer zur Jugendherberge radelte.

Da ich diesesmal vorgebucht hatte, bekam ich ein Bett im Haupthaus, nicht wie letztes Mal im Schuppen (siehe Etappe 21/1991). Ich richtete mich häuslich ein; da ich ja mehrere Nächte bleiben wollte, packte ich nicht nur das aus, was ich unbedingt für eine Übernachtung brauche. Nach dem Abendessen unterhielt ich mich mit den anderen Gästen und ging dann ins Bett.


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