Irland - Tour 1999 - Tag 23

Foxford → Keel

Wegbeschreibung Sonntag, 22.08.1999Länge
Foxford → Pontoon → Bofeenaun → Beltra → Cloondaff → Newport → Rosturk → Mulrany → Achill → Achill Sound → Cashel → Bunacurry → River → Keel → Dooagh → Keem Beach → Dooagh → Keel101km
Σ1404km

Auch heute war ich wieder ziemlich früh unterwegs - es gab nichts, was mich in Foxford hielt. Der Ort bietet keine Attraktionen, und das Hostel war vorsichtig ausgedrückt auch nicht das Beste. Zuerst ging es zurück zum Lough Cullin, dann radelte ich zwischen den beiden Seen weiter westwärts. Von Bofeenaun aus ging es dann durch herrliche und fast menschenleere Landschaft südwestwärts nach Newport.

Dort machte ich in den Grünanlagen am Newport River Mittagspause und Brotzeit. Während ich dann die schnurgerade Straße entlang der Nordküste der Clew Bay radelte, zogen leider immer mehr Wolken auf. In Mulrany holte ich mir ein Eis, das ich schleckte, während ich die Aussicht über die Clew Bay genoß.

Weil sich das Wetter immer weiter verschlechterte, nahm ich den kürzesten Weg nach Keel. Ich fuhr also die nördliche Straße um die Corraun-Halbinsel, und nachdem ich den Achill Sound auf der Drehbrücke überquert hatte, nahm ich die direkte Route nach Cashel. Als ich die Steigung in Bunacurry hochfuhr, fing es zu regnen an. Ich stellte mich kurz unter, aber nur so lange, bis ich meine Regenkleidung angelegt hatte.

Als ich dann über die Hügelkuppe kam und Blick auf Keel hatte, war ich sehr überrascht. Seit ich das erste Mal hier gewesen war, waren sehr viele Häuser dazugekommen (siehe Etappe 32/1991). Der Regen ließ allmählich wieder nach und als ich in River war, hörte es sogar wieder auf. In Keel flüchtete ich vor dem nächsten Regenschauer in den Supermarkt, wo ich gleich fürs Abendessen einkaufte. Dort erfuhr ich auch, daß ich zum Hostel weiter in Richtung Keem Strand fahren müsse.

Als es wieder trocken war, fuhr ich die genannte Straße entlang. Ich glaubte schon, am Hostel vorbeigefahren zu sein und wollte umkehren, als ich das Schild sah. Ich wurde sehr herzlich von der Besitzerin empfangen, mein Gepäck wurde mir auf mein Zimmer getragen (ich bekam ein Einzelzimmer, aber nur, weil alle anderen Betten bereits belegt waren). Anschließend bekam ich Tee und Toast mit Orangenmarmelade serviert - und wurde ein bißchen ausgehorcht.

Es war noch relativ früh am Nachmittag, und ich wollte eigentlich noch zum Keem Strand, das hatte ich mir schon 1991 vorgenommen, wo ich keine Gelegenheit dazu hatte. Es regnete aber, und so las ich erst mal ein bißchen. Leider schaltete dann der Schwiegersohn des Hauses den Fernseher ein und auf ziemlich laut, was aber nicht verhinderte, daß er kurz danach einschlief. Später schaltete seine Frau das Gerät wieder ab und unterhielt sich eine Weile mit mir. Als sie wieder weiter mußte, hatte es zu regnen aufgehört.

Ich schwang mich also wieder in den Sattel und fuhr langsam weiter bergauf. Erst kurz hinter Doogort ging es sehr steil bergab zum Strand. Die Lage ist wunderschön, und durch das schlechte Wetter hatte ich den Strand praktisch für mich - wenn man mal von hunderten Seevögeln absieht. Ich wanderte den Strand entlang und wieder zurück, als es leider wieder zu tröpfeln anfing. Deshalb machte ich mich an den anstrengenden Rückweg (zumindest die ersten 2km).

Als ich zurück im Hostel war, begrüßte mich auch noch der Herr des Hauses und überreichte mir seine Visitenkarte - ich gab ihm dafür meine. Bei ihm durfte ich auch bezahlen, seine Frau hatte das abgelehnt, weil er der Chef sei. Er überzeugte mich auch davon, ein Irish Breakfast für den nächsten Morgen zu bestellen. Dann bot er mir eine Pint Murphy's an - in der Küche im Keller stand ein ganzes Faß, ein Gast hatte am Abend vorher seinen Junggesellenabschied gefeiert und das Faß war übriggeblieben. Ich lehnte ab, zumindest für den Moment, denn ich hatte nach dem ganzen Radfahren noch nichts Größeres gegessen, und wenn ich jetzt Bier getrunken hätte, wäre der Abend gelaufen gewesen.

Während ich mein Abendessen kochte, nahm ich aber schon die ersten kleinen Schlucke, und zum Essen gab es den Rest der Pint. Der Hostelbesitzer erzählte, daß er abends mit ein paar Freunden im Pub "a tune or two" spielen würde, er könnte auch ein paar Leute im Auto mitnehmen. Ich meldete mich sofort für einen Mitfahrplatz an.

Die Musik war Spitzenklasse: der Hostelbesitzer spielte Flöte und Tin Whistle (Blechflöte), einer der Freunde Gitarre und Mandoline, der andere Uillean Pipe (irischer Dudelsack, wird mit einem Blasebalg, der mit dem rechten Ellbogen betrieben wird, aufgepumpt, nicht wie der schottische mit dem Mund, ist auch längst nicht so laut). Eine junge irische Dame, die auch Gast im Hostel war, spielte Bodhran (Ziegenfelltrommel).

Zeitweise wurden die Musiker durch zwei Besoffene gestört, die direkt vor ihnen rumtanzten. Nach deutlicher Ermahnung zogen sie sich an die Bar zurück, sie standen dann zwischen unserem Tisch (außer mir waren noch ein paar andere Hostelgäste mit dabei) und der Bar. Sie schafften es, die 3 Pints auf unserem Tisch umzustoßen - das gab eine Riesensauerei am Boden. Ich hatte Glück, denn ich hatte meine Regenjacke über der Lehne hängen und ich saß mit dem Rücken zum Tisch. Jetzt weiß ich wenigstens, daß die Jacke nicht nur Regen-dicht, sondern auch Guinness-dicht ist. Auf Anraten des Inn-Keepers zahlten die Säufer Ersatz-Pints für uns und verließen den Pub.

Die Ceili-Session endete erst, als der Inn-Keeper zu machen wollte. Wir fuhren wieder hoch zum Hostel, und da noch massig Murphy's da war, wurden auch die Instrumente wieder ausgepackt. Erst um 3 Uhr morgens beschlossen wir, den Abend zu beenden.


Adresse dieser Seite: http://www.andreas-waechter.de/IRL/Tour1999/Tag23.html